Start

Leseprobe

Aus: Mehr Sein als Schein

Latein statt Landwirtschaft

Ihre Lebensgeschichte
So entsteht Ihr Buch
Musterbuch + Leseprobe
Ihre Firmengeschichte
Presse
Über mich
Kontakt / Impressum

> zurück zur Hauptseite

(…)

Auch als Gymnasiast war ich noch immer der eher zurückhaltende Typ. Doch meine Eigenarten hatte ich durchaus. Wenn ich etwas nicht wollte oder mir eine Anweisung nicht einleuchtete, dann fand ich schon meine persönliche Lösung. Dazu fallen mir drei Geschichten aus dem Sportunterricht ein.

Erstens: Boxen. Was heute ganz aus der Mode gekommen ist, der Boxunterricht an der Schule, gehörte für uns noch dazu: Wir mussten Boxhandschuhe anziehen und gegeneinander antreten. Aber für mich war das nichts. Warum sollte man ohne Grund aufeinander einschlagen? Mein Gegner war Franz, der später Studienrat wurde. Er war ein wenig kleiner als ich, ungefähr fünf Zentimeter. Folglich waren auch seine Arme entsprechend kürzer als meine, und das reichte aus. Ich habe ihm einfach meine Faust entgegengehalten. Da konnte er auf meinen Arm einhauen, soviel er wollte – an meinen Körper reichte er nicht heran.

Zweitens: Schwimmen fürs Sportabitur. Wir mussten ins Wasser, sollten schwimmen. „Tut mir furchtbar leid, Herr Samuels!“ sagte ich entschieden. Samuels war der Sportlehrer. „Ich kann nicht schwimmen, ich gehe nicht ins Wasser.“ Meine Mitschüler hatten sich ordnungsgemäß in ihren Badehosen am Beckenrand aufgestellt, ich dagegen stand demonstrativ zwei Meter hinter ihnen, mit Anzug, Krawatte und verschränkten Armen. Was sollte Sam – so nannten wir den Lehrer - machen?! Er verpasste mir eine Fünf in Schwimmen.

Dieser Auftritt im Anzug war aber keine Halsstarrigkeit von mir. Was hätte ich denn im Wasser zu suchen gehabt? Ich konnte ja tatsächlich nicht schwimmen. Wir hatten von zu Hause aus Schwimmverbot, weil Vaters Bruder Conrad beim Schlittschuhlaufen unters Eis gerutscht und dabei ertrunken war. Wenn die anderen im Kanal schwimmen gingen, war ich manchmal trotzdem dabei. Das Wasser war nur gut einen Meter tief, und so konnte ich zumindest ein bisschen planschen, aber Schwimmen habe ich nicht gelernt.

Drittens: Turnen. Zum Sportabitur gehörte eine Übung am zwei Meter hohen Reck. Wir Jungs mussten uns hochziehen, Aufschwung, Kniewelle, Aufschlag vorne, Aufschlag hinten, vorwärts, rückwärts, so in der Art. Entscheidend war schließlich der Abgang: eine Grätsche runter und die standsichere Landung.

Als ich an der Reihe war, trat Lehrer Samuels an das Gerät heran. „Kommen Sie mal her“, winkte er vorsorglich zwei Schüler heran, „damit wir den jungen Mann von da oben gleich wenigstens wieder runterkriegen.“ Er traute mir absolut nichts zu. Ich fing an – Aufschwung, die geforderten Kniewellen vorwärts und rückwärts, dann die Grätsche nach unten – und ich stand! Auf dem Boden und ohne jede Hilfe!

„Sagen Sie mal“ fragte Sam jetzt, bass erstaunt, „wieso können Sie das denn? Sie haben das doch im Unterricht nie gemacht.“

Ich antwortete: „Nein, ich mache so was nur, wenn es sich lohnt!“

(…)