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Ostfriesische Nachrichten, 25. März 2008

Schreiben ja – aber „sinnstiftend“ sollte es schon sein

Die Ostfriesin Foline Ullrich verfasst seit ein paar Jahren Biografien über die Lebensgeschichten ganz „normaler“ Menschen

Von Katrin Eckhard

(…)

Im letzten Jahr hat sie die Biografie einer Auricherin fertiggestellt. Diese möchte allerdings nicht namentlich genannt werden. „Das zeigt eben auch, dass diese Werke etwas ganz Persönliches sind“, erklärt Ullrich. Die Geschichte der älteren Dame aus Aurich ist klassisch: Nach einer glücklichen Kindheit in Schlesien kam der Krieg und damit die Vertreibung aus der Heimat. Zuerst ging es nach Polen, dann in das Barackenlager in Aurich. Hier lernte die Schlesierin ihren Mann kennen, heiratete und bekam zwei Kinder. Ihre Familie ist inzwischen über ganz Deutschland verstreut. 1985 fuhr sie dann, zusammen mit ihren Kindern, zum ersten Mal wieder in ihr Heimatdorf.

Das Schwierigste an ihrer Arbeit sei es, sich für die Struktur der Biografie zu entscheiden, sagt Ullrich. Aus einem Wust von chronologisch aufgeschriebenen Daten und Fakten versucht die gebürtige Leeranerin, die in Oldenburg lebt, ein neu geordnetes Werk zu kreieren. „Wenn am Anfang der mir zugesandten Aufzeichnungen etwas über Onkel Heini steht und der dann immer wieder mal auftaucht, fasse ich erst mal alles zusammen, was zu Onkel Heini gehört“, beschreibt Ullrich eine ihrer Vorgehensweisen. Die Informationen bekommt sie in schriftlicher Form und durch die Erzählungen der Leute.

Wie man beim Schreiben und in der Vorbereitungsphase einer Biografie vorgeht, hat sie in Seminaren in Berlin gelernt. „Wichtig ist zum Beispiel, die Leute erzählen zu lassen. Unterbricht man zu oft mit Fragen, bringt man die Menschen oft aus dem Konzept“, sagt Ullrich. Auch alle handwerklichen Feinheiten hat sie während ihres etwa einjährigen Aufenthalts in Berlin erlernt.

Im Fall der Auricherin hat sie verschiedene Schreibstile benutzt. Das Buch beginnt in erzählender Form. Ein „Fluchttagebuch“ schildert die Erlebnisse der jungen Frau nach Ausbruch des Krieges. Mit der Ankunft in Aurich und dem damit verbundenen Ende des Schreckens greift Ullrich den Erzählstil in der Ich-Form vom Anfang wieder auf.

„Jedes Buch ist anders“, erklärt sie. Je persönlicher die Informationen, desto schöner werde das Ergebnis. Details wie alte Kochrezepte oder Fotos bringen eine besondere Note ein. „Manchmal war ich in eine Biografie schon so vertieft, dass ich vom Krieg geträumt habe“, sagt Ullrich.

Wichtigstes Ziel sei, dass der Leser sich in den Zeilen wieder erkennt, seinen eigenen Erzählstil. Die alte Dame aus Aurich jedenfalls war begeistert. Und auch Kinder und Enkel fanden es toll, in das Leben ihrer Oma zwischen zwei Buchdeckeln einzutauchen.

Wenn sie doch einmal ihren eigenen Stil zu Papier bringen möchte, dann schreibt Foline Ullrich Reiseberichte für ihre Freunde, Nichten und Neffen. „Für die werde ich dann vielleicht auch mal meine eigene Biografie schreiben“, sagt sie und lächelt. In Zukunft möchte sie außerdem verstärkt an Firmen-Biografien arbeiten. „Für viele Unternehmer ist das eine tolle Sache, um zum Beispiel dem Nachfolger aus der Familie die Tradition der Firma nahezubringen“, sagt sie.

Auf das nächste Projekt freut sie sich schon sehr. Eine 52-jährige Frau möchte einen autobiografischen Roman über ihren Neuanfang nach der Scheidung verfassen lassen. „Eine unheimlich tolle Frau, die sehr viel gereist ist“, schwärmt Foline Ullrich, und in Gedanken scheint sie schon an einer passenden Struktur zu feilen.